So begann die Geschichte der Bordellstraße
Die Brunnenstraße am 2. November 1977
Mit Pflanzenkübeln vor den Blicken von vorbei laufenden Passanten geschützt liegt beim Durlacher Tor das "Vergnügungsviertel" der Stadt. Die Brunnenstraße ist heute vor allem als Karlsruhes Rotlichtstraße bekannt. Wie kam es dazu und seit wann ist das so? Wir haben uns auf auf die Spurensuche in der Vergangenheit gemacht.
Die Brunnenstraße war eine der ersten Straßen in der ehemaligen Tagelöhnersiedlungn "Dörfle". Sie verläuft vom Durlacher Tor in südwestlicher Richtung bis zur Zähringerstraße, wo sie in die Straße 'Am Künstlerhaus' übergeht. Ihren Namen erhielt sie erst 1974, als die "Bronnengasse" nahe des Waldhornplatzes verschwand und der Name übernommen wurde.
Die Geschichte der Prostitution ist wahrscheinlich so alt wie die der Menschheit. Auch in Karlsruhe gab es die Prostitution schon vor den Laufhäusern und Bordellen. 1875 beschränkte die Karlsruher Polizei, die bis dahin noch über die gesamte Stadt verteilte Prostitution auf die Brunnen- und Spitalstraße.
Die Verlängerung der Straße in Richtung Südwesten wurde 1986 in "Am Künstlerhaus" umbenannt, da das Wohnviertel von der seit 1897 als Bordellgasse genutzten Brunnenstraße abgegrenzt werden sollte.
In der Veröffentlichung "Auf den Spuren der Karlsruher Frauen", beschreibt Olivia Hochstrasser die Entwicklung folgendermaßen: "Dass sich während des 19. Jahrhunderts das 'Dörfle' zum Bordellviertel Karlsruhes entwickelte, war jedoch kein zwangsläufiges Ergebnis aus den sozialen Problemen des Viertels.
Im 18. Jahrhundert hatte sich die 'gewerbsmäßige Unzucht' noch relativ offen auf die ganze Stadt verteilt."
Erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts versuche die Polizei, die "Dirnen" zu kontrollieren, ihr öffentliches Auftreten zu beschränken und "Kuppelei" zu verbieten.
Seit 1927 bundesweite Sperrbezirke
Im Zuge der zahlreichen Verordnungen gegen die Prostitution konzentrierte sich diese immer mehr in Klein-Karlsruhe: Ab 1875 durften daher offiziell eingeschriebene Prostituierte nur noch in der Querstraße (Fasanenstraße), der Brunnenstraße oder in der Spitalstraße wohnen, die schließlich bis 1897 zur reinen Bordellgasse geworden war. Laut Hochstrasser lebten und arbeiteten in den 16 Wohnhäusern über 50 Prostituierte. 1927 wurde bundesweit die Straßenprostitution auf Sperrbezirke begrenzt, in Karlsruhe auf einen Abschnitt der Brunnenstraße.
"Rue de la Quack-Quack"
In "Zur Geschichte des Karlsruher "Dörfle"" von Manfred Koch ist zu lesen, dass wenig später überlegte wurde, die 'Kleine Spitalstraße', seit 1930 die Entengasse
(im Volksmund "rue de la quack-quack"),
durch Tore abzusperren und die Prostituierten praktisch zu kasernieren.
Laut Koch bemühten sich die Bewohner vor allem um die Wende zum 20. Jahrhundert erfolglos, durch Proteste und Petitionen Abhilfe zu schaffen. "Man sah sich belästigt durch ganze Gruppen von Männern, die nachts vor den Wohnungen der Dirnen herumstanden, durch randalierende Betrunkene,
durch Streitigkeiten zwischen Kunden und Dirnen, durch Ehefrauen, die ihre Männer suchten."
"Die sittliche Pest" sollte aus dem so dicht bevölkerten Stadtteil entfernt werden. Die Stadtverwaltung befürchtete jedoch durch eine Aufhebung des Sperrbezirks eine Ausbreitung des Übels über das ganze Stadtgebiet, so Koch.
Die Brunnenstraße am 24. August 1979
Die heutigen viergeschossigen Mietshäuser entstanden im 19. Jahrhundert aufgrund der zunehmenden Bevölkerungsdichte, früher standen dort eingeschossige Tagelöhnerhäuschen. Die Straße blieb vom Zweiten Weltkrieg verschont, jedoch wurden vor der Altstadtsanierung viele Häuser abgerissen. Sichtblenden sorgen heute an beiden Enden der Straße dafür, dass der hier konzentrierte Rotlichtbezirk vor allzu neugierigen Blicken geschützt ist.
Die Brunnenstraße 25. April 1979