Der historische, mit akribischer Genauigkeit von dem markgräflichen Lustgärtner Christian Thran geschaffene Stich liefert den Beweis dafür, daß die Entdeckung des Autors erstens gesichert ist und daß trotz der öffentlichen Zugänglichkeit dieses Dokumentes bis zum heutigen Tage niemand bewußt wahrgenommen oder mitgeteilt hat, was dennoch wahr ist. Die im unmittelbaren Schloßturrnbereich kreisförmig um den Turm gruppierten und mit Häuschen verzierten, radial angeordneten Gärtneranlagen bilden zusammer mit dem Turm und dessen Schatten, den der Zeichner vermutlich deshalb so deutlich berücksichtigt hat, eine Sonnenuhr. Eine Fortsetzung der Anlage nach Süden war entbehrlich, weil die Sonne bekanntlich nachts nicht scheint. Außerdem hat der Zeichner sein Bild entgegen jeder auch damals schon üblichen Regel nicht genordet, sondern »gesüdet«, um eben die Uhrzeigerfunktion des Turmes offen preiszugeben. Aber es war eben nicht die Aufgabe des Gärtners, zu seinem Bild einen Gegenstand der »Ergötzlichkeit" des Markgrafen auch noch beim Namen zu nennen. Vielleicht hat er sein Kunstwerk deshalb so verewigt, weil er bereits fürchtete, was dann auch geschah; daß nämlich der jugendliche Nachfolger des Schloßherrn diese Anlage würde entfernen lassen. Jetzt brauchen wir sie wieder in neuzeitlicher Gestalt, weil ihr Wert endlich entlarvt ist. Freilich - verloren haben wir sie nie ganz. Denn die radialen Trassen des »Strahlenkranzes» sind bis auf zwei sämtlich mehr oder weniger deutlich erhalten. Siehe Rückseite. Die beiden fehlenden sind ausgerechnet den Nach-Kriegsneubauten der Universität und des Instituts für Leibesübungen zum Opfer gefallen. Ein weiterer, sicherer Beweis dafür. daß der historische Wert dieses Opfers selbst den Gelehrten unserer Stadt unbekannt war. Warum rämlich hätten, bei andere' Stellung der Gebäude, die Damen und Herren Studierenden nicht gelegentlich eine historische Straße überqueren sollen, die den Campus durchzogen hätte? Wer Gelegenheit gahabt hätte anhand obigen Stiches auf die Sonnenuhr-Idee zu kommen, möge sich deshalb jetzt trotzdem nicht ärgern. Denn auch der Entdecker ist auf diese Darstellung erst auf seiner Suche nach Beweismaterial für seine These gestoßen, und zwar im Badischen Landesmuseum, wo man sie in Gestalt der Broschüre "Schloß Karlsruhe" empfohlen bekommt. Thran machte zweiFehler. Seine Windrose hat eine starke Mißweisung. Das Schloß ist auf dem Südstrahl Ettlingen exakt gesüdet (zwingend für eine Sonnenuhr!) Und sein 6.00-UhrSchatten ist auf "Mittag" verkürzt (um den Zeigerzweck zu betonen?).
Wie ich auf meine Entdeckung kam lesen Sie auf Seite 2: Das historische Foto.