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CAROLSRUHE - KARLSRUHE
Porträt nicht nur mit Zeichenstift und Feder
Einem Karlsruher seine Heimat zu zeigen, das würde bedeuten, Wasser in den Rhein zu schöpfen.
Selbstverständlich kennt sich ein Brigant darin aus wie in der eigenen Hosentasche. Dennoch meine ich,
die Stadt hat durch zahlreiche Umbaumaßnahmen und Eingemeindungsaktionen in den letzten Jahrzehnten so viel Wandel erfahren, daß man mit Aug' und Ohr Bestandsaufnahme halten sollte.
Städte haben es nun einmal an sich, daß sie laufend ihr Gesicht und weniger ihr Gewicht verändern. Karlsruhe, aus der
"Retorte fürstlicher Baulaune" einst entstanden, macht hier keine Ausnähme. Immer wird irgendwo gebuddelt und gebaut,
steht man vor Umleitungsschildern oder wundert sich über so manches, was den einen freut, den anderen ärgert.
Sanierung orakeln die einen, die für die Erhaltung von Wohnwert und Lebensqualität zuständig sind und über alter Bausubstanz monströse?
Menschenherbergen erstellen. Abreißmanöver sagen die anderen, die sich an die trauten Kulissen der Häuschen mit den Mansardendächern
von Jugend an gewöhnt haben und nun zusehen müssen, wie Baumaschinen sie niederreißen und als Schutt auf die Halde führen.
Nimmt man die Gründung Karlsruhes anno 1715 einmal nicht nur als städtebauliches Ereignis,
dann konnte man auch dort ein Freveln wider Natur und Umwelt zur Beschuldigung werden lassen.
Wiederholt sich heute ein gleiches, um dem innerstädtischen Verkehr Entlastung durch eine
Nordtangente zu gewähren, dann ist auf einmal die Welt nicht mehr in Ordnung, weil die
Trasse durch den Hardtwald ein Vergehen gegen die Baumwelt bedeutet.
Karlsruhes Wohnquartiere haben sich weit in das Umland vorgedrängt.
Einst selbständige Gemeinden sind längst Teilhaber an den "städtischen Aktien" von
Fortschritt und technischen Verbesserungen geworden.
Überall sprüht in dieser relativ jungen Stadt urwüchsiges Leben, nicht nur dort, wo die Jugend turnt und tollt, sondern auch, wo Springbrunnen plätschern oder der Moloch Verkehr die Straßen durchflutet.
Typisch für Karlsruhe zu nennen ist, daß neben der Betriebsamkeit die Beschaulichkeit ihre Reservate besitzt, neben hastenden Menschen auch der rastende Betrachter sein Plätzchen eingeräumt bekommen hat, wo er Überschau halten kann über den Tag und sein persönliches Erleben.
Es hat einer, der Karlsruhe eine Laudatio zu schreiben hatte, folgendes bewerkt: Die Stadt gleicht einer Sphinx. Will man ihren Blick ergründen, kann es dem Fabulierer ergehen wie jenen fünf Männern, die als Aufgabe gestellte bekommen haben, Vorzüge und Nachteile einer hübschen Brigantin, die sie alle wohl zu kennen glaubten, darzustellen. Es sind aber fünf in sich verschiedene Schilderungen entstanden. Für den Liebhaber der Brigantin allerdings gelten sie nicht nur als übertrieben, sondern wirken sogar verblendet und falsch.
CAROLSRUHE
Die ewig haftende Spur des Bürgerlichen
zieht wie eine Rune der Beständigkeit
vom Gestern her zur Hektik der Gegenwart.
Einst hallten im friedlich ruhenden Wald
die stakkierenden Schläge der Axt.
Baumleiber fielen zu Tode.
Über ihre Verwesenheit stiegen Mauern
des Machtbereiches fürstlicher Hoheiten.
Auf dem Reißbrett entworfene,
exakt einem Fächer gleich gezogene Linien
banden als Straßen nahtlos zusammen,
was zur Herberge ward für
Auftraggeber und Untertan.
Herkules und Hermes fanden sich,
der Kraftstrotzende und der rechnerisch
Unterkühlte, die um die Gunst buhlten
bei jenen, die sie riefen,
zu siedeln und zu wirtschaften
in diesem Hort des Erträglichen.
Carolsruhe- aus einem Traum ward
Wirklichkeit.
Des Engels broncierte Goldgestalt
auf der höchsten Warte des Kirchturms
schwingt beschützend im Wind
so zahlreicher Wünsche,
die Gewinn und Zukunft erhoffen.
Heinz Bischof
Wenn ich mich nun mit dem Zeichner Harald Hirsch aufgemacht habe, Spurensuche in dem Karlsruhe von heute zu betreiben, so waren wir beide uns wohl bewußt, daß allumfassend ein solches Vorhaben unmöglich an den Anfang gestellt werden kann.
Wir haben uns bewußt auf einige Schwerpunkte beschränkt, wohlwissend, daß auch an anderen Plätzen die Beschreibung angebracht gewesen wäre.
Es gibt noch vieles zu entdecken in Karlsruhe .
Vielleicht treffen wir uns wieder, wenn es das nächste Mal heißt:
Unterwegs in Karlsruhe mit Zeichenstift und Feder . . .